Trier. Rund 120 Mitglieder und Freunde des Österreich Forum Trier sind zu ihrem Nationalfeiertag ins Pfarrzentrum St. Matthias gekommen.

Das Forum präsentierte die zwei österreichischen Musiker Martha Pfaffeneder und Paul Schwingenschlögl mit dem Programm „Schöner schwarzer Vogel komm“.

Das Duo widmet sich in seinem Programm den beiden Themen Liebe und Tod- einer echten Wienerin entsprechend!

Als Todesengel sorgt sie für einen rasanten Liederabend mit Wiener Schmäh, morbiden Texten und pechschwarzem Humor: Wenn Hofrat Dr. Müller zur Folterstunde am Donnerstag fährt, der Sandmann Reißzwecken in die Augen streut und Frau Pfaffeneder als „schöne Leich“ aus dem Grab voll Sehnsucht singt, bleibt dem Publikum manches Mal das Lachen im Hals stecken.

Das findet auch Musikpädagogin Carla Schött, die sich als Zufallsgast beschreibt: „Es ist ungewöhnlich, grausam schön und wohltuend anders. Ich bin allerdings froh, dass größtenteils Hochdeutsch gesprochen wird, so dass alle was verstehen können.“

Haben die Texte der Interpreten jedoch kein Hochdeutsch zugelassen, nahm die Schauspielerin Pfaffeneder trotz Wiener Akzents, das Publikum mit warmer Altstimme und ihrer ausdrucksstarken Mimik und Gestik für sich ein.

Musikalisch wird sie von dem Pianisten Paul Schwingenschlögel begleitet, der virtuos die Stimmung bei langsameren Stücken wie „das Hohe Lied der Liebe“ aufgreift und das Publikum immer wieder verblüfft, indem er auf der Trompete spielte, während er gleichzeitig in die Pianotasten haut. „Großartiges Talent, solche Dinge sind faszinierend“, findet das Gründungsmitglied Reni Bartussek. Cig.

Volksfreund.de von Cenk Cigdem

Schöner Schwarzer Vogel, komm ...

Martha Pfaffeneder breitet in ihrem jüngsten Programm die Schwingen eines Wiener Todesengels aus und entführt in einem wohlbedachten Wechsel von Hoch- und Tiefflug an die Ränder des Klischees von der wienerischen Morbidität, dorthin, wo diese jegliche Gewöhnlichkeit ebenso wie alle Gewohnheit verliert und sich entweder in die Leichtigkeit der Erhebung hinauflacht oder sich in den Abgrund der Bösartigkeit vergräbt.

Die Lieder des seelenverwandten Österreichers Ludwig Hirsch sind wie Pflöcke auf einem Pfad der Unentrinnbarkeit, den die Künstlerin in Gesang, Wort und Bewegung heraufbeschwört. Sie hantelt sich nicht von einem Pflock zum nächsten, sie geht sicheren Schrittes auf dem Weg ihrer klug zusammengestellten Zwischentexte.

Es ist ein mutiges Programm, das sich Frau Pfaffeneder vorgenommen hat:

  • mutig angesichts der Ansprüche in der Nachfolge Hirschs zu bestehen;
  • mutig angesichts des Themas, vor der Verdrängungssucht des Zuhörers zu bestehen;
  • mutig angesichts des Bedrohung durch das Klischee, das sich immer wieder meldet.

Die Künstlerin meistert jedoch all diese Mutproben, indem sie nicht tut, was gefordert zu sein scheint: Sie eifert und ahmt nicht nach, sie passt sich nicht an.  

Sie ist und bleibt natürlich, natürlich in Sprache, Gesang und Gestik.

Martha Pfaffeneder scheint im Verein mit Paul Schwingenschlögl Wien und dem Tod bis ans Ende, das wiederum zum Anfang werden kann, nachzufliegen:

dem Tod der Seele aus den Verletzungen des Missbrauchs, dem Tod des Lebens aus der Verzweiflung am Leben. Ihr Flug geht mit derselben Natürlichkeit darüber hinaus oder – man könnte es auch so sagen – darunter hinein, in jene Zone, in der der Tod nicht mehr das Sagen hat, weil er alles gesagt und sich selbst getötet hat. Dort bleibt die Liebe. So mancher Moment in Frau Pfaffeneders Interpretation der Musik von Ludwig Hirsch, aber auch die folgerichtige Lesung des Hohelieds der Liebe, lassen den Zuhörer in eben diese Zone eintreten, und machen den Abend zu einem Erlebnis der Nachdenklichkeit.

Die einfühlsame, sichere und in einigen dramaturgisch gut gewählten Momenten kurzfristig die musikalische Führung übernehmende Mitwirkung des Österreichischen Musikers Paul Schwingenschlögl am Klavier und auf der Trompete tragen hörbar zu diesem überaus positiven Gesamteindruck bei.

Wilhelm Pfeistlinger
Direktor des Österreichischen Kulturforums Berlin