„Lange war ich nicht zu Hause“
Märkische Allgemeine, 23.10.2008 KULTUR:
„Lange war ich nicht zu Hause“ Martha Pfaffeneder über Heimweh, Tschechien und eine Veranstaltung in Eichwalde. Die aus Wien stammende Schauspielerin und Sängerin tritt diesen Samstag in der Alten Feuerwache Eichwalde auf. Damit endet die Woche der tschechischen Kultur. Mit der Künstlerin sprach Susanne Statkowa.
MAZ: Wie kam es zu diesem Programm unter dem Motto „Lange war ich nicht zu Hause“?
Martha Pfaffeneder: Vor Jahren kam ich mit anderen Schauspielerkollegen auf die Idee, für eine Veranstaltungsreihe Texte aus unterschiedlichen Ländern mit entsprechender Musik zusammenzustellen. Inzwischen geht jeder selbstständig seiner Wege, ich eben auch mit dem Pianisten Jens Karsten Stoll.
MAZ: Was hat Sie an dem Abend über Tschechien gereizt?
Pfaffeneder: Das Land ist ja auch meiner Heimat nicht fern. Ich habe es mehrmals besucht, auch Radtouren durch die schönsten Gegenden gemacht und war immer wieder begeistert von der Urwüchsigkeit und der Ruhe und Beschaulichkeit, die insbesondere Kleinstädte ausstrahlen. Auf der Suche nach den typischen Menschenbildern aus dem nahen Land stößt man auf einen poetischen Reichtum, einen wunderbaren eigenen Humor und auch magische Moderne in einem Land, das im Umbruch begriffen ist. Ich lege deshalb bei der Auswahl der Musikstücke neben Werken der Klassiker wie Antonin Dvorak auch Wert auf die Darbietung volksliedhafter Melodien.
MAZ: Woher leiten Sie den Titel „Lange war ich nicht zu Hause...“ ab?
Pfaffeneder: Das ist der Anfang eines Gedichtes des zeitgenössischen Poeten Jan Skacel, den ich sehr schätze, weil er so wunderbar bildhaft schreibt. Er bringt sehr bewegend die Sehnsucht nach der Heimat und nach der Familie zum Ausdruck, die jeder, der einmal lange fern war, schon gespürt hat. Wenn man dann wieder zu Hause ist und die Kindheitserinnerungen wach werden, muss man schließlich doch erkennen und akzeptieren, natürlich auch manchmal mit etwas Wehmut, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist.
MAZ: Welche Intentionen verfolgen Sie mit diesem Programm?
Pfaffeneder: Obwohl Tschechien ein sehr nahes Nachbarland ist, sind uns viele kulturelle und künstlerische Werte wenig bekannt. Wir beleuchten mit dem Programm die oft krisengeschüttelte Geschichte des Landes, das Verhältnis von Deutschen und Tschechen in historischem Zusammenhang, das heißt aus dem Blickwinkel des Zweiten Weltkrieges auf einfühlsame, aber auch humorvolle Art und Weise. Die Zeitspanne geht durch das 20. Jahrhundert bis 1968 zum Prager Frühling. Ich freue mich, ein zweites Mal in Eichwalde zu sein, das erste Mal war ich mit dem Thema „Die schöne schwarze Donau“ hier und fand ein sehr interessiertes Publikum. Überhaupt finde ich die Eichwalder Idee, internationale Wochen durchzuführen, hervorragend. Es ist ein sehr humanistisches Anliegen, auf diese Weise mit Mitteln der Kunst und Kultur der Fremdenfeindlichkeit entgegen zu wirken.